Wiederentdeckt und neu verarbeitet: Hanf in Südtirol
Die Oberalp Gruppe und ihre Partnerunternehmen stellen Produkte aus der Hanfpflanze vor

Direkt neben dem unternehmenseigenen Hanf-Feld der Oberalp Gruppe wurden bei einem branchenübergreifenden Event zum Thema Hanf am 7. September 2022 unter anderem die Alpine Hemp Kollektion der Marke SALEWA präsentiert.

In einer branchenübergreifenden Partnerschaft wird Industriehanf wiederentdeckt, angebaut und zu neuen Produkten verarbeitet. Auf der Pressekonferenz vor dem Hanf-Feld am Hauptsitz der Oberalp Gruppe in Bozen Süd wurden verschiedenste Verwendungsansätze und Produkte vorgestellt: Die äußerst genügsame Pflanze lässt sich für Lebensmittel, Kosmetik, Bekleidung, Baustoffe sowie Heilmittel einsetzen. Nur für den Rausch eignet sich Industriehanf nicht: Er enthält nur sehr geringe Mengen an THC, dem psychoaktivierendem Cannabinoid. 

Im Projekt, welches sich für den Wiederaufbau der verloren gegangenen Hanf-Kompetenz in den alpinen Regionen stark macht, arbeiten neben der Bergsportmarke SALEWA (im Eigentum der Oberalp Gruppe)  Christoph Kirchler von Ecopassion (spezialisiert auf funktionale Kosmetik, Medizinprodukte und Nahrungsergänzungsmittel), Helmuth Profanter (Naturbackstube Profanter),  Werner Schönthaler (Steinwerk und Baustoffhandel), Valentine Troi (Innovationsprojekt Alpenhanf 360°) und Christine Ladstädter (Materialexpertin SALEWA) bereits seit mehreren Jahren zusammen. Das erklärte Ziel: Industriehanf soll in Südtirol und Nordtirol wieder angebaut und vom Stängel bis zum Samen verarbeitet werden, wie dies früher der Fall gewesen war.

Hanf hat eine lange, wenn auch unterbrochene Geschichte in Südtirol und Tirol. Traditionell wurde sie neben Leinen und Flachs zur Produktion hochwertiger Fasern für Schiffstaue, Segeltücher oder auch Papier angebaut. In den 1960er Jahren ging mit dem Imageverlust der Pflanze auch das Wissen um Anbau und Verwendung verloren. Heute gewinnt sie wieder an Bedeutung: nicht nur wegen ihrer guten Umweltbilanz, sondern auch wegen ihrer hervorragenden Qualitäten. Hanf benötigt beim Anbau weder Pestizide noch synthetische Düngemittel oder genetisch modifiziertes Saatgut. Er braucht keine zusätzliche Bewässerung, während man bei Baumwolle in der Wachstumsperiode durchschnittlich von 5000 Litern pro Kilogramm spricht. Zum Vergleich: Der Hanf (Carmagnola) im Salewa Garden wuchs 2020 zwischen Mai und September über 4 Meter hoch, bei weniger als 300ml gemessenem Regenwasser und produzierte 14 Tonnen Biomasse. Nebenbei verbessert die Pflanze den Boden, indem das Wurzelwerk Schadstoffe entzieht und gleichzeitig Erosionen vorbeugt. Letztlich bietet Hanf Lebensraum und Nahrung für viele Insektenarten und leistet so einen wesentlichen Beitrag gegen das Bienensterben. Hanf ist die stärkste nachwachsende (Natur-)Faser, besonders im nassen Zustand ist Hanf bedeutend reißfester und stärker als Baumwolle (2,5x) und Polyester (1,4x).

Die Hanfpflanze könnte einer der ECHTEN Problemlöser für die Klimakrise sein: Im Vergleich zu herkömmlicher Baumwolle und synthetischen Stoffen ist die Hanfpflanze aufgrund ihrer hohen Biomasse und ihres schnellen Wachstums ein wichtiger Kohlenstoffspeicher. Die Biomasse der Hanfpflanze kann als CO2-negativ betrachtet werden und leistet somit einen wichtigen Beitrag zur Verringerung unseres CO2-Fußabdrucks. Außerdem benötigt die Hanfpflanze keine Pestizide und wächst in den mittleren Breitengraden ohne Bewässerung. Außerdem fördert die Hanfpflanze die Artenvielfalt und die Gesundheit des Bodens. All dies konnten wir in diesem heißen Sommer 2022 in unserem eigenen kleinen Hanffeld an unserem Hauptsitz sehr gut beobachten. Unser Hanf wuchs in nur 120 Tagen ohne Bewässerung über 4 Meter hoch! 

Die Vielfalt der Nutzung zeigte sich in der Präsentation der Produkte auf langen Tischen im Salewa Garden der Oberalp Gruppe: Christine Ladstaetter präsentierte die Alpine Hemp Kollektion von Salewa. Die Bergsportindustrie nutzt die große Reißfestigkeit und die exzellente Transpirationsfähigkeit dieser Pflanze. Innovationen rund um Anbau und Verwertung, wie Composites, wurden von Valentine Troi von der Standortagentur Tirol vorgestellt; Werner Schönthaler erklärte die Vorzüge von Hanfstreben als Dämm- und Baustoff; Helmuth Profanter brachte zur Verkostung Schüttelbrot mit Hanf und Riegel mit hohem Proteingehalt mit; und bei Christoph Kirchler konnten Hanfsalben, selbst produzierte CBD (Cannabidiol) Extrakte, hochwertige Kosmetik und Nahrungsergänzungsmittel auf Hanfbasis getestet werden.

Damit der Anbau von Hanf im Alpenraum gelingt, sind begeisterte und interessierte Bauern, Bauernverbünde und Forscher:innen nötig, die mit dieser Pflanze arbeiten und experimentieren möchten. Der SALEWA Garden hat mit seinem Hanf-Feld seit drei Jahren die Vorleistung dafür erbracht und bewiesen, dass Hanf unkompliziert im Alpenraum angebaut werden kann. Nachfolger finden sich bereits vereinzelt als innovative Bauern in Südtirol und Nordtirol, wenn auch das Gros von Hanf derzeit in China angebaut und in verschiedenen Stufen verarbeitet wird. Ziel der Unternehmensgruppe aus Südtirol ist, die vielfältigen Produkte aus Hanf des regionalen Anbaus fertigen zu können. Dafür wird ein Zeitfenster von 10 Jahren als realistisch angesehen.

Mehr über die Hanf-Kollektion von Salewa auf Salewa.com