Von der Einhaltung der Chemikalienvorschriften bis zur Umsetzung der Umweltpolitik
Oberalp aktualisiert die Chemikalienrichtlinie und weiht die neue Umweltrichtlinie ein

Das fünfköpfige Oberalp Nachhaltigkeitsteam ist auf verschiedene Bereiche spezialisiert, darunter Social Compliance (Einhaltung der sozialen Standards), Chemikalien, Lifecycle Assessment Analysen (Bewertung des Lebenszyklus der Produkte), Reporting und vielem mehr. Bereits seit der Gründung des Nachhaltigkeitsteams im Jahr 2010 liegt ein besonderes Augenmerk auf den Chemikalien, welche in den Produkten unserer Bergsportmarken enthalten sind. Die Oberalp Gruppe verfügt seit 2014 über eine Chemikalienrichtlinie (inkl. Liste eingeschränkter Substanzen), welche alle Produzenten unserer Produkte unterschreiben und mittragen müssen, wenn sie mit uns zusammenarbeiten wollen. Diese Richtlinie ist von unserer internen Spezialistin für Chemikalien, Umwelt und Compliance, Sara Riato, überarbeitet und aktualisiert worden und gerade in der 7. Version zusammen mit der Oberalp Umweltrichtlinie veröffentlicht worden. Wir wollten wissen, was hinter dieser enormen Arbeit steckt, und haben die Autorin interviewt.

Sara Riato
Chemical & Environmental Compliance Senior Specialist bei der Oberalp Gruppe

Warum werden überhaupt Chemikalien in unseren Produkten verwendet?

Grundsätzlich gilt es zu sagen, dass für die Produktion von Textilprodukten, von der Verarbeitung der Rohstoffe bis hin zum Färben oder Imprägnieren eines Produkts, Chemikalien in jedem Schritt des Herstellungsprozesses beteiligt sind.

Was ist die Chemikalienrichtlinie und warum ist sie wichtig?

Die Chemikalienrichtlinie ist ein Dokument mit chemischen Anforderungen, die unsere Lieferanten beim Umgang mit unseren Produkten einhalten müssen. Dazu gehören Textilprodukte wie Schuhe und Bekleidung, aber auch technische Hardware und Ausrüstung. Sie enthält eine Liste eingeschränkter Substanzen (Restricted Substances List, RSL), welche entweder nur sehr eingeschränkt verwendet werden dürfen oder ganz verboten sind. Die RSL besteht aus drei Anforderungsgruppen: gesetzliche Regelungen, die durch nationale Gesetze definiert werden; Kundenanforderungen, die von unseren Einzelhändlern gefordert werden; und unsere eigenen Oberalp-Anforderungen: wenn wir noch einen Schritt weiter gehen wollen (zum Beispiel der PFAS-Ausstieg, der vor zehn Jahren seinen Anfang in der Chemikalienrichtlinie nahm).

Die Chemikalienrichtlinie ist auch eine Reihe von Best Practices: von der Auswahl der Rohstoffe über Regeln für Zertifikate bis hin zur Art und Weise, wie die Lieferanten mit unseren Produkten umgehen und wie Konformitätstests durchgeführt werden sollten.

Die Chemikalienrichtlinie und die RSL sind verpflichtend: Sie wurden sowohl unseren 130 Rohstofflieferanten für Bekleidung und Schuhe als auch unseren 59 Herstellern der verschiedenen Produktkategorien mitgeteilt. Dadurch wird nicht nur der Herstellungsprozess vereinheitlicht und verbessert, sondern auch die Transparenz gegenüber unserer Kund:innen.

Beide Dokumente können hier eingesehen werden.

Chemical Policy V7

Environmental Policy V1

 

Wie unterscheidet sich die neue Umweltrichtlinie von der Richtlinie für Chemikalien?

Die Umweltrichtlinie enthält auch ein Kapitel über den Umgang mit Chemikalien, ist aber weitaus mehr:

Erstens ist sie ein Dokument zur Überprüfung und Analyse, ein Ausgangspunkt für die Festlegung der Grundlagen des Umweltmanagements. Zweitens enthält sie Instrumente zur Bewertung der Analyseergebnisse in Bezug auf Energieeffizienz, Luftreinhaltung, Wasserverbrauch, Abfallentsorgung und Auswirkungen auf die Umwelt. Drittens bildet sie die Grundlage für einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess: Die Richtlinie wurde im Februar dieses Jahres veröffentlicht und zusammen mit der neuesten Version der Chemikalienrichtlinie an unsere Zulieferer verschickt. Zwar arbeiten sie bereits diversen Projekten, stellen aber nun ihre Fabriken auf verbesserte Methoden um, da die Umweltrichtlinie für sie ebenso verbindlich ist wie unsere anderen Richtlinien. Um sicherzustellen, dass sie verstanden, umgesetzt und befolgt werden, reiste ich als Chemikalien, Umwelt und Compliance-Spezialistin Ende Februar nach Asien, um den Zulieferern in Bangladesch und Vietnam die Richtlinien offiziell vorzustellen. 

Wie stellen wir sicher, dass sich unsere Lieferanten an die Richtlinien halten?

Alle unsere Richtlinien sind für die Lieferanten verpflichtend: Wenn sie mit uns Geschäfte machen wollen, müssen sie unterschreiben. Um die Einhaltung der Richtlinien darüber hinaus sicherzustellen, nutzen wir Zertifizierungen und lassen durch unabhängige Anbieter Tests durchführen. Außerdem besuchen unsere eigenen Compliance-Spezialisten die Betriebe vor Ort, unterstützt vom 15-köpfigen Qualitätssicherungs-Team für die verschiedenen Produktkategorien Equipment, Schuhe und Bekleidung. Sie beraten die Lieferanten, beantworten Fragen und überwachen den kontinuierlichen Verbesserungsprozess, der sich aus der Umsetzung neuer Regeln und Maßnahmen ergibt.

Warum müssen unsere Richtlinien überhaupt aktualisiert werden?

Durch Forschung und Entwicklung werden neue Methoden entwickelt, um die Leistung und Chemikaliensicherheit zu erhöhen. Um auf dem neuesten Stand zu bleiben und die nationalen Gesetze und Vorschriften einzuhalten, passen wir unsere Richtlinien mindestens alle zwei Jahre entsprechend an. Die jetzt veröffentlichte Aktualisierung ist die 7. Version der Chemikalienrichtlinie.

Wie wirken sich diese Richtlinien auf unsere Kund:innen aus bzw. wie würde es sich auswirken, wenn wir keine solche Regeln hätten?

Ohne diese Richtlinien hätten wir weder einen Sicherheitsnachweis noch Transparenz, und die Lieferanten könnten sich für die günstigste Produktionsvariante entscheiden – was auf Lasten von Qualität, Sicherheit und Leistung unserer Produkte gehen könnte. Wir stellen sicher, dass unsere Produkte keine schädlichen Stoffe enthalten und für Mensch und Umwelt ungefährlich sind.